Standard-Kategorie

Custom Software vs. Standard-Lösungen: Der ultimative Entscheidungsguide für Schweizer KMU

Artikel teilen

«Sollen wir kaufen oder entwickeln lassen?» Diese Frage stellen sich jährlich tausende Schweizer KMU. Die Antwort entscheidet über Erfolg oder Misserfolg der digitalen Transformation – und über Investitionen von 50.000 bis 500.000 CHF. Doch die meisten Unternehmen treffen diese Entscheidung nach Bauchgefühl statt nach Fakten. Das Ergebnis: 40% bereuen ihre Wahl innerhalb von zwei Jahren.

Dieser Guide zeigt Ihnen, wie Sie die richtige Entscheidung treffen – basierend auf Daten, nicht auf Hoffnung.

Die 250.000 CHF Frage: Buy or Build?

Szenario 1: Das Schweizer Handelsunternehmen

Ein mittelständischer Händler mit 60 Mitarbeitenden braucht ein neues Warenwirtschaftssystem. Zwei Optionen:

Option A: Standard-Software

  • Kosten: 80.000 CHF (Lizenz + Implementierung)
  • Zeit bis Go-Live: 3 Monate
  • Ergebnis: 70% der Anforderungen erfüllt, Rest via Workarounds

Option B: Custom-Entwicklung

  • Kosten: 250.000 CHF (Entwicklung + Testing)
  • Zeit bis Go-Live: 12 Monate
  • Ergebnis: 100% der Anforderungen erfüllt, perfekt auf Prozesse zugeschnitten

Was wurde gewählt? Option A – Standard-Software

Warum? Die spezifischen Anforderungen waren keine Wettbewerbsvorteile, sondern Branchenstandards. Die 170.000 CHF Ersparnis wurden in Marketing investiert.

Szenario 2: Das Schweizer Tech-Startup

Ein SaaS-Startup mit 25 Mitarbeitenden braucht ein CRM für ihren einzigartigen Sales-Prozess.

Option A: Standard-CRM (Salesforce)

  • Kosten: 30.000 CHF/Jahr
  • Anpassung: Möglich, aber limitiert
  • Problem: Kernprozess passt nicht ins Standard-Schema

Option B: Custom-CRM

  • Kosten: 180.000 CHF (Entwicklung)
  • Wartung: 20.000 CHF/Jahr
  • Vorteil: Perfekt auf einzigartigen Sales-Prozess zugeschnitten

Was wurde gewählt? Option B – Custom-Entwicklung

Warum? Der Sales-Prozess ist Wettbewerbsvorteil. Standard-CRM würde Prozess einschränken statt unterstützen. ROI nach 3 Jahren trotz höherer Initialkosten.

Die Lektion: Es gibt keine universelle Antwort. Die richtige Wahl hängt von Ihrem spezifischen Kontext ab.

Der 7-Faktoren-Entscheidungsrahmen

Faktor 1: Prozess-Einzigartigkeit

Die zentrale Frage: Ist Ihr Prozess ein Wettbewerbsvorteil oder Branchenstandard?

Standard-Software wenn:

  • Prozess ist Branchenstandard (Buchhaltung, HR, Zeiterfassung)
  • Best Practices aus der Branche sind ausreichend
  • Differenzierung erfolgt woanders (Produkt, Service, Marketing)

Custom-Entwicklung wenn:

  • Prozess ist einzigartig und Wettbewerbsvorteil
  • Standard-Prozesse würden Ihre Stärken einschränken
  • Prozess ist Kern Ihres Geschäftsmodells

Bewertungsskala:

Prozess-TypBeispielEmpfehlung
CommodityBuchhaltung, ZeiterfassungStandard-Software
BranchenspezifischLagerverwaltung HandelBranchensoftware
DifferenzierendEinzigartiger Sales-ProzessCustom-Entwicklung
GeschäftskritischAlgorithmus, der Ihr Geschäft ausmachtCustom-Entwicklung

Praxistest:

Fragen Sie sich:

  1. Würden Wettbewerber von diesem Prozess profitieren? (Ja → Standard, Nein → Custom)
  2. Ist dieser Prozess Grund, warum Kunden uns wählen? (Ja → Custom, Nein → Standard)
  3. Würde Standardisierung unsere Stärke schwächen? (Ja → Custom, Nein → Standard)

Faktor 2: Total Cost of Ownership (TCO)

Die häufigste Fehlkalkulation: Nur Initialkosten vergleichen statt 5-Jahres-TCO.

Standard-Software TCO (5 Jahre):

  • Lizenzkosten: 50.000 CHF (10.000/Jahr × 5)
  • Implementierung: 30.000 CHF
  • Anpassungen: 20.000 CHF
  • Schulungen: 10.000 CHF
  • Support: 25.000 CHF (5.000/Jahr × 5)
  • Upgrades: 15.000 CHF
  • Gesamt: 150.000 CHF

Custom-Entwicklung TCO (5 Jahre):

  • Entwicklung: 120.000 CHF
  • Testing: 20.000 CHF
  • Deployment: 10.000 CHF
  • Wartung: 50.000 CHF (10.000/Jahr × 5)
  • Features: 30.000 CHF (6.000/Jahr × 5)
  • Hosting: 15.000 CHF (3.000/Jahr × 5)
  • Gesamt: 245.000 CHF

Aber: Diese Rechnung ist unvollständig ohne Opportunitätskosten.

Opportunitätskosten Standard-Software:

  • Prozess-Ineffizienzen durch Workarounds: 20.000 CHF/Jahr
  • Verlorene Geschäftschancen durch Limitierungen: 30.000 CHF/Jahr
  • 5-Jahres-Opportunitätskosten: 250.000 CHF
  • Echter TCO: 400.000 CHF

Opportunitätskosten Custom-Entwicklung:

  • 9 Monate später am Markt: 40.000 CHF
  • Entwicklungsrisiko (30% Chance auf 50.000 CHF Mehrkosten): 15.000 CHF
  • 5-Jahres-Opportunitätskosten: 55.000 CHF
  • Echter TCO: 300.000 CHF

In diesem Beispiel: Custom ist trotz höherer Initialkosten 100.000 CHF günstiger über 5 Jahre.

TCO-Rechner-Template:

KostenartStandardCustom
Initial
Lizenz/Entwicklung
Implementierung
Schulung
Jährlich
Lizenz/Wartung
Support
Anpassungen
Hosting
Opportunitätskosten
Prozess-Ineffizienzen
Verlorene Chancen
Time-to-Market
5-Jahres-TCO

Faktor 3: Time-to-Market

Die Frage: Wie schnell müssen Sie live gehen?

Standard-Software:

  • Evaluierung: 2-4 Wochen
  • Beschaffung: 2-4 Wochen
  • Implementierung: 2-4 Monate
  • Gesamt: 3-5 Monate

Custom-Entwicklung:

  • Requirements: 4-6 Wochen
  • Design: 4-6 Wochen
  • Entwicklung: 4-8 Monate
  • Testing: 4-8 Wochen
  • Gesamt: 8-14 Monate

Wann ist Time-to-Market kritisch?

✅ Standard-Software bevorzugen wenn:

  • Wettbewerber haben Vorsprung, den Sie aufholen müssen
  • Marktfenster ist zeitlich begrenzt
  • Regulatorische Deadline (z.B. DSGVO-Compliance)
  • Akuter Schmerzpunkt kostet täglich Geld

✅ Custom-Entwicklung akzeptabel wenn:

  • Sie sind Marktführer oder First Mover
  • Prozess ist so einzigartig, dass Wettbewerber Zeit brauchen würden
  • Qualität wichtiger als Geschwindigkeit
  • Parallelbetrieb alter Systeme möglich

Hybrid-Ansatz:

Starten Sie mit Standard-Software, planen Sie Custom-Migration:

Phase 1 (Monat 1-3): Standard-Software implementieren

  • Sofortige Verbesserung vs. Status Quo
  • Lernen, was wirklich gebraucht wird
  • Zeit kaufen für Custom-Entwicklung

Phase 2 (Monat 4-12): Custom-Entwicklung parallel

  • Requirements basierend auf echten Erfahrungen
  • Kein Zeitdruck, da Standard-Software läuft
  • Sanfte Migration möglich

Phase 3 (Monat 13+): Migration zu Custom-Lösung

  • Bewährte Anforderungen
  • Minimales Risiko
  • Parallelbetrieb zur Absicherung

Kosten: Höher, aber Risiko minimiert

Faktor 4: Interne Ressourcen & Know-how

Die unterschätzte Frage: Können Sie Custom-Software langfristig betreiben?

Custom-Software braucht:

  • Technisches Know-how für Wartung
  • Budget für kontinuierliche Weiterentwicklung
  • Dokumentation und Wissensmanagement
  • Abhängigkeit von Entwicklungspartner oder eigenes Team

Standard-Software braucht:

  • Vendor-Relationship-Management
  • Change Management bei Updates
  • Anpassung an neue Versionen
  • Workaround-Management bei Limitierungen

Selbsttest: Sind Sie bereit für Custom-Software?

✅ Ja zu Custom wenn mindestens 4/6 zutreffen:

  • Wir haben IT-Personal oder langfristigen Entwicklungspartner
  • Wir können 10-15% des Entwicklungsbudgets jährlich für Wartung aufbringen
  • Wir haben klare Prozess-Dokumentation
  • Wir sind bereit, in Wissensmanagement zu investieren
  • Wir haben technischen Ansprechpartner intern
  • Wir planen, Software 5+ Jahre zu nutzen

❌ Standard-Software wenn:

  • Keine IT-Ressourcen intern
  • Budget nur für Initialkosten, nicht für Wartung
  • Wunsch nach «Set-and-Forget»-Lösung
  • Häufige Strategie-/Prozess-Änderungen
  • Keine langfristige Planung möglich

Faktor 5: Skalierbarkeit & Zukunftssicherheit

Die Frage: Wie wird sich Ihr Bedarf entwickeln?

Standard-Software:

Vorteile:

  • Automatische Updates und neue Features
  • Skalierung meist per Lizenz-Upgrade
  • Vendor investiert in Zukunftssicherheit
  • Compliance-Updates inklusive

Risiken:

  • Vendor kann Produkt einstellen
  • Preiserhöhungen ohne Alternative
  • Forced Upgrades zu unpassenden Zeitpunkten
  • Feature-Bloat (zahlen für ungenutztes)

Custom-Software:

Vorteile:

  • Volle Kontrolle über Roadmap
  • Skalierung nach Ihren Bedürfnissen
  • Keine Abhängigkeit von Vendor-Strategie
  • Zahlen nur für genutzte Features

Risiken:

  • Sie müssen in Weiterentwicklung investieren
  • Technologie kann veralten
  • Skalierung muss selbst geplant werden
  • Compliance-Updates sind Ihre Verantwortung

Entscheidungsmatrix:

SzenarioEmpfehlung
Stabiles Geschäft, wenig WachstumStandard (niedrigere Wartungskosten)
Schnelles Wachstum, klare RichtungCustom (volle Kontrolle)
Unsichere Zukunft, Pivot möglichStandard (Flexibilität)
Einzigartiges GeschäftsmodellCustom (keine Standard-Alternative)

Faktor 6: Integration & Ökosystem

Die Frage: Wie gut muss die Lösung mit anderen Systemen zusammenspielen?

Standard-Software:

Vorteile:

  • Vorgefertigte Integrationen zu populären Tools
  • API-Dokumentation und Community
  • Plugins und Extensions verfügbar
  • Bewährte Integrations-Patterns

Nachteile:

  • Integration zu Nischen-Tools oft nicht verfügbar
  • Vendor-Lock-in durch proprietäre Schnittstellen
  • Limitierte Anpassbarkeit von Integrationen

Custom-Software:

Vorteile:

  • Perfekte Integration in Ihre Systemlandschaft
  • Volle Kontrolle über Datenflüsse
  • Keine Limitierungen bei Schnittstellen
  • Optimierung für Ihre spezifischen Bedürfnisse

Nachteile:

  • Jede Integration muss entwickelt werden
  • Wartung bei API-Änderungen Dritter
  • Höhere Initialkosten
  • Komplexität steigt mit Anzahl Integrationen

Entscheidungshilfe:

Standard-Software bevorzugen wenn:

  • Sie nutzen populäre Tools (Salesforce, Google Workspace, Microsoft 365)
  • Integrationen sind «nice-to-have», nicht «must-have»
  • Standard-Datenflüsse reichen aus

Custom-Entwicklung bevorzugen wenn:

  • Sie haben viele Legacy-Systeme
  • Integrationen sind geschäftskritisch
  • Datenflüsse sind komplex und einzigartig
  • Standard-Integrationen decken Ihre Bedürfnisse nicht ab

Faktor 7: Risiko-Toleranz

Die Frage: Wie viel Risiko können Sie tragen?

Risiken Standard-Software:

  • Vendor geht pleite oder stellt Produkt ein (Risiko: mittel)
  • Software deckt Anforderungen nicht ab (Risiko: mittel-hoch)
  • Vendor erhöht Preise drastisch (Risiko: mittel)
  • Forced Upgrades brechen Workflows (Risiko: niedrig-mittel)

Risiken Custom-Entwicklung:

  • Projekt überschreitet Budget um 30-50% (Risiko: hoch)
  • Entwicklung dauert doppelt so lang (Risiko: mittel-hoch)
  • Entwickler verlässt Projekt (Risiko: mittel)
  • Software erfüllt Anforderungen nicht (Risiko: mittel)
  • Technologie veraltet schneller als erwartet (Risiko: niedrig-mittel)

Risiko-Minimierung Standard-Software:

  • Wählen Sie etablierte Vendors (5+ Jahre am Markt)
  • Prüfen Sie Kundenstamm und Reviews
  • Testen Sie ausgiebig vor Kauf (Trial, POC)
  • Verhandeln Sie Preisgarantien
  • Planen Sie Exit-Strategie (Datenexport)

Risiko-Minimierung Custom-Entwicklung:

  • Arbeiten Sie mit erfahrenen Entwicklungspartnern
  • Fordern Sie Referenzen ähnlicher Projekte
  • Starten Sie mit MVP (Minimum Viable Product)
  • Definieren Sie klare Milestones und Zahlungspläne
  • Bestehen Sie auf Code-Ownership und Dokumentation
  • Planen Sie 30% Puffer für Budget und Zeit

Die Hybrid-Strategie: Das Beste aus beiden Welten

Wann Hybrid Sinn macht:

Sie brauchen 80% Standard-Funktionalität + 20% einzigartige Features.

Ansatz 1: Standard-Software + Custom-Extensions

Beispiel: Shopify für E-Commerce + Custom-App für einzigartigen Checkout-Prozess

Vorteile:

  • Schneller Start mit Standard-Software
  • Custom-Entwicklung nur für Differenzierung
  • Updates von Standard-Software automatisch
  • Niedrigere Kosten als Full-Custom

Nachteile:

  • Abhängigkeit von API-Stabilität
  • Limitierungen durch Standard-Plattform
  • Komplexität bei Updates

Kosten-Beispiel:

  • Shopify: 2.000 CHF/Jahr
  • Custom-Checkout-App: 40.000 CHF Entwicklung + 5.000 CHF/Jahr Wartung
  • 5-Jahres-TCO: 75.000 CHF (vs. 150.000 CHF Full-Custom)

Ansatz 2: Custom-Core + Standard-Peripherie

Beispiel: Custom-CRM für einzigartigen Sales-Prozess + Standard-Tools für Marketing, Support, Analytics

Vorteile:

  • Custom-Entwicklung für Kern-Differenzierung
  • Standard-Tools für Commodity-Funktionen
  • Fokus auf Wettbewerbsvorteil
  • Optimale Kosten-Nutzen-Ratio

Nachteile:

  • Integration zwischen Custom und Standard nötig
  • Mehrere Systeme zu managen
  • Komplexere Systemlandschaft

Ansatz 3: Phasen-Ansatz (Start Standard, Migrate Custom)

Phase 1 (Jahr 1): Standard-Software

  • Schneller Start
  • Lernen und Optimieren
  • Proof of Concept

Phase 2 (Jahr 2-3): Custom-Entwicklung parallel

  • Basierend auf echten Erfahrungen
  • Kein Zeitdruck
  • Bessere Requirements

Phase 3 (Jahr 3+): Migration zu Custom

  • Bewährte Anforderungen
  • Sanfte Migration
  • Minimales Risiko

Der 10-Schritte-Entscheidungsprozess

Schritt 1: Anforderungen dokumentieren (1-2 Wochen)

Must-have:

  • Ohne diese Features ist Lösung unbrauchbar
  • Beispiel: «Muss mit unserem ERP synchronisieren»

Should-have:

  • Wichtig, aber Workarounds möglich
  • Beispiel: «Sollte mobile App haben»

Nice-to-have:

  • Wünschenswert, aber nicht kritisch
  • Beispiel: «Wäre schön, wenn Dark Mode verfügbar»

Schritt 2: Markt-Research (2-3 Wochen)

  • Recherchieren Sie 5-10 Standard-Lösungen
  • Prüfen Sie Feature-Listen gegen Anforderungen
  • Lesen Sie Reviews und Case Studies
  • Kontaktieren Sie Referenzkunden

Schritt 3: Prozess-Einzigartigkeit bewerten (1 Woche)

Nutzen Sie Faktor 1 aus diesem Guide:

  • Ist Prozess Wettbewerbsvorteil? (Ja/Nein)
  • Würde Standardisierung schaden? (Ja/Nein)
  • Ist Prozess Kern des Geschäftsmodells? (Ja/Nein)

2+ Ja → Custom tendieren 0-1 Ja → Standard tendieren

Schritt 4: TCO berechnen (1 Woche)

Nutzen Sie TCO-Template aus Faktor 2:

  • Berechnen Sie 5-Jahres-TCO für Top 3 Standard-Lösungen
  • Holen Sie Custom-Entwicklungs-Angebote ein (mindestens 2)
  • Berechnen Sie 5-Jahres-TCO für Custom
  • Inkludieren Sie Opportunitätskosten

Schritt 5: Proof of Concept (2-4 Wochen)

Für Standard-Software:

  • Nutzen Sie Trials (meist 14-30 Tage)
  • Testen Sie mit echten Daten und Prozessen
  • Involvieren Sie tatsächliche Nutzer
  • Dokumentieren Sie Gaps

Für Custom-Entwicklung:

  • Lassen Sie MVP-Prototyp entwickeln (2-4 Wochen)
  • Testen Sie kritischste Funktionalität
  • Validieren Sie technische Machbarkeit
  • Prüfen Sie Entwickler-Kompetenz

Schritt 6: Risiko-Assessment (1 Woche)

Nutzen Sie Faktor 7:

  • Listen Sie alle Risiken auf
  • Bewerten Sie Wahrscheinlichkeit (1-5)
  • Bewerten Sie Impact (1-5)
  • Risiko-Score = Wahrscheinlichkeit × Impact
  • Planen Sie Mitigations für Scores >15

Schritt 7: Stakeholder-Alignment (1-2 Wochen)

Involvieren Sie:

  • Geschäftsführung (Budget, Strategie)
  • IT (Technische Machbarkeit, Wartung)
  • Fachbereiche (Anforderungen, Nutzung)
  • Finanzen (TCO, ROI)

Präsentieren Sie:

  • Anforderungen und Gaps
  • TCO-Vergleich
  • Risiko-Assessment
  • Empfehlung mit Begründung

Schritt 8: Entscheidung treffen (1 Woche)

Entscheidungsmatrix:

KriteriumGewichtStandardCustom
Prozess-Fit30%
TCO (5 Jahre)25%
Time-to-Market15%
Risiko15%
Ressourcen10%
Skalierbarkeit5%
Total100%

Bewerten Sie 1-10, multiplizieren Sie mit Gewicht, summieren Sie.

Schritt 9: Vertragsverhandlung (2-4 Wochen)

Standard-Software:

  • Preisgarantien (mindestens 2 Jahre)
  • SLAs (Uptime, Support-Response)
  • Datenexport-Rechte
  • Kündigungsfristen

Custom-Entwicklung:

  • Fixpreis vs. Time & Material
  • Milestones und Zahlungsplan
  • Code-Ownership
  • Wartungs-SLA
  • Dokumentations-Anforderungen

Schritt 10: Implementierung planen (1-2 Wochen)

  • Detaillierter Projektplan
  • Ressourcen-Allokation
  • Change-Management-Strategie
  • Schulungsplan
  • Go-Live-Kriterien
  • Rollback-Plan

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

Fehler 1: Nur Initialkosten vergleichen

Falsch: «Standard kostet 50.000 CHF, Custom 200.000 CHF → Standard ist günstiger»

Richtig: 5-Jahres-TCO inklusive Opportunitätskosten berechnen

Fehler 2: Technologie vor Prozess

Falsch: «Wir brauchen ein CRM» → Tool suchen

Richtig: «Unser Sales-Prozess ist ineffizient» → Prozess optimieren → Tool wählen

Fehler 3: Vendor-Versprechen glauben

Falsch: «Der Vendor sagt, das Feature kommt nächstes Jahr»

Richtig: Nur kaufen, was heute verfügbar ist. Roadmap-Versprechen sind unverbindlich.

Fehler 4: Zu früh committen

Falsch: 3-Jahres-Vertrag nach 2-wöchigem Trial

Richtig: Starten Sie mit kürzester Laufzeit, verlängern Sie nach Bewährung

Fehler 5: Keine Exit-Strategie

Falsch: Vendor Lock-in ohne Datenexport-Möglichkeit

Richtig: Klären Sie vor Vertragsunterzeichnung: Wie kommen wir raus? Wie exportieren wir Daten?

Fazit: Die richtige Entscheidung für Ihr Unternehmen

Es gibt keine universelle Antwort auf «Buy or Build». Die richtige Wahl hängt von sieben Faktoren ab:

  1. Prozess-Einzigartigkeit – Wettbewerbsvorteil → Custom, Standard → Buy
  2. Total Cost of Ownership – 5-Jahres-TCO inklusive Opportunitätskosten
  3. Time-to-Market – Zeitdruck → Buy, Qualität → Custom
  4. Ressourcen – Keine IT → Buy, starkes Team → Custom möglich
  5. Skalierbarkeit – Unsichere Zukunft → Buy, klare Vision → Custom
  6. Integration – Standard-Tools → Buy, Legacy-Systeme → Custom
  7. Risiko – Niedrige Toleranz → Buy, hohe Toleranz → Custom

Die Erfolgsformel:

✅ Dokumentieren Sie Anforderungen klar✅ Berechnen Sie echten TCO (5 Jahre)✅ Testen Sie vor dem Kauf (POC)✅ Involvieren Sie alle Stakeholder✅ Planen Sie Exit-Strategie✅ Starten Sie klein, skalieren Sie dann

Die wichtigste Erkenntnis: Die teuerste Entscheidung ist die falsche Entscheidung. Investieren Sie 4-8 Wochen in sorgfältige Evaluation – das kann Ihnen 100.000+ CHF und Jahre Frustration ersparen.